Das Leben wird sofort leichter, wenn Du loslässt was Du nicht kontrollieren kannst. (Frank Rebmann)
Autor: Stephan Michalik; 21.03.2022
Ursachen von Kontrollbedürfnis
Die Ursache von Kontrollverhalten von Menschen sind immer Ängste.
Angst etwas zu verlieren, Angst vor Ablehnung, Angst vor Scheitern, Angst Gefühle zu zeigen und sich damit verletzbar zu machen. Angst - ganz einfach die Kontrolle zu verlieren.
Besonders wenn Bedürfnisse wie z.B. nach Bindung, Dazugehörigkeitsgefühl oder nach materieller Sicherheit als gefährdet betrachtet werden, ist es oft der natürliche Impuls eines Menschen die Situation kontrollieren zu wollen.
So kann die Angst davor den Arbeitsplatz zu verlieren zu einer Angst führen Fehlern zu machen. Dies führt zu einen starken Drang danach zu kontrollieren ob alles, was gemacht wurde richtig ist. In der Folge kommt es zu einem Produktivitätsverlust, zu Ängsten Neues auszuprobieren was sich als Ergebnis schwierig kontrollieren lässt da es neu und damit noch unbekannt ist.
In Partnerschaften kann ein Kontrollbedürfnis in einer Verlustangst begründet sein. Die Angst den Partner zu verlieren kann in der Folge zu einem kontrollierenden oder besitzergreifenden Verhalten führen. Es treten dann oft Fragen auf wie: Wo warst Du? Was hast Du gemacht? Mit wem hast Du dich getroffen? So ist ein Teil des Kontrollbedürfnisses Dominanz ausagieren zu wollen.
Hinter diesem Verhalten steckt oft der Glaubenssatz: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. (Wladimir Iljitsch Leni)
Grundbedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle
Nach der Bedürfnishierarchie von Maslow (amerikanischer Psychologe Abraham Maslow 1908–1970) gehört das Bedürfnis von Sicherheit und Kontrolle zu den Grundbedürfnissen jedes Menschen.
Meist ist die Ursache von einem Kontrollbedürfnis die eigene innere Verletzbarkeit schützen wollen. So soll durch dominantes, kontrollierendes Verhalten ein erneutes Erleben von Erlebnissen, Erfahrungen und daraus resultierenden Ängsten aus der Kindheit vermieden werden. Hat eine Person zum Beispiel in der Kindheit einen Kontrollverlust wie Einsamkeit erlitten, was sehr schmerzhaft gewesen sein könnte, versucht sie diese Erfahrung in Zukunft zu vermeiden. Und dies solange diese Erfahrung nicht in die heutige erwachsene Persönlichkeit aufgearbeitet, aufgelöst und integriert wurde.
Kontrollbedürfnis kann in drei Aspekte unterteilt werden:
Das Bedürfnis, andere zu steuern, dominieren, bestimmen.
Den Drang, das eigene Lebens zu gestalten und bestimmen.
Der Wunsch, die Kontrolle anderen zu überlassen wie dem Staat oder dem Partner.
Kontrolle in Krisen
In stressigen Situationen handelt eine Person oft reflexartig kontrollierend in der Annahme dadurch die Situation in einer gewünschten Richtung beeinflussen zu können. Kontrolle erzeugt aber meist genau das Gegenteil: Kontrolle erzeugt Druck und Stress, Kontrolle kostet Energie.
In Krisensituationen werden oft unbewusste Szenarien in Gedanken erzeugt, was zu angsthaften Gefühlen und damit angstgesteuerten Verhalten führen kann. Aus dieser Angst heraus werden in Folge oft die falschen Entscheidungen getroffen, die bei klaren Bewusstsein so nicht getroffen worden wären.
Kontrollbedürfnis ablegen
Zu viel Kontrolle schränkt also sehr stark ein, erzeugt negative Gefühle, macht unglücklicher, einsamer. Je wichtiger uns Kontrolle ist, desto höher ist das Stressniveau. Man kann das Leben nicht kontrollieren - das ist eine Illusion!
Das Kontrollbedürfnis, den Kontrollzwang abzugeben oder zumindest zu reduzieren ist in der Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen also ein wichtiger Faktor.
Nur wie kann dies erreicht werden?
Das Gegenteil von Kontrolle ist Vertrauen. Kontrolle in das Leben, Kontrolle zu anderem Menschen und vor allem Kontrolle zu sich selbst. Und der entscheidende Schritt zu mehr Vertrauen sind Loslassen und Akzeptanz.
Als Führungskraft ist es von zentraler Bedeutung Mitarbeitern vertrauen zu können, nicht mehr alles selber machen zu wollen. Eine Partnerschaft kann auf Dauer nur mit Vertrauen Erfüllung finden, Eifersucht ist das Gegenteil von Vertrauen. Mitarbeiter oder den Partner kontrollieren zu wollen führen über kurz oder lang zu einem abwehrenden und vermeidenden Verhalten.
Loslassen und Akzeptanz kann dadurch entstehen sich mit den schlimmsten Szenarien zu konfrontieren: Sich vorzustellen was ist das schlimmste was in diesem Moment passieren könnte?
Durch die Angst durch! Sich also den maximalen Kontrollverlust konkret vorzustellen hilft in den meisten Fällen diese Angst aufzulösen. Und damit ins Vertrauen zu gehen.
Fragen zu dem individuellen Kontrollbedürfnis:
Warum versuche ich zu kontrollieren?
Welche Bereiche in meinem Leben kontrolliere ich? Oft sind dies mehr Bereiche als auf den ersten Blick ersichtlich sind.
Welche Menschen versuche ich zu kontrollieren?
Wie äußert sich mein Kontrollverhalten konkret? Was verursacht mein Kontrollverhalten?
Welche Ängste liegen hinter meinen Kontrollbedürfnis? Die dahinter liegende Angst erkennen.
Hier unsere Tipps und Empfehlungen um Kontrollbedürfnis abzulegen:
Einsicht: Das eigene Kontrollbedürfnis erkennen. (Einsicht)
Akzeptanz: Das Kontrollbedürfnis als solches zu akzeptieren. (Akzeptanz)
Test: Neue Wege, neues Verhalten testen. Wie ist es, wenn ich mich in einer konkreten Situation nicht kontrollierend verhalten?
Konfrontation: Sich mit den dahinterliegenden Ängsten konfrontieren. Sich die Frage stellen Was wäre wenn das schlimmstmögliche Szenario eintritt? (Konfrontation)
Loslassen: Was ich nicht kontrollieren kann loslassen! Sich einzugestehen, dass Kontrolle eine Illusion ist.
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