Fordere viel von Dir selbst und erwarte wenig von anderen. So wird Dir viel Ärger erspart bleiben. (Konfuzius, chinesischer Philosoph. Er lebte vermutlich von 551 v. Chr. bis 479 v. Chr.)
Erwartungen sind Vorstellungen von Menschen auf in die Zukunft gerichtete Ereignisse und Ziele.
Autor: Stephan Michalik; 13.03.2022
Es sind vorweggenommene Vorstellungen von Ereignissen die vermutet, gewollt, befürchtet, gewünscht oder erhofft sind. In der Vorstellung oder Erwartung macht sich eine Person die Welt so, wie sie sich wünscht. Die Welt und die Menschen sind jedoch so wie sie sind und richten sich nicht nach Erwartungen.
Menschen, die ein selbstbestimmtes, erfülltes und glückliches Leben im hier und jetzt haben, haben eine geringere Erwartungshaltung.
Enttäuschte Erwartungen
Und so nehmen die aus dieser Haltung zwangsläufig enttäuschten Erwartungen bei vielen Menschen oft sehr viel Raum ein. Erwartungshaltung drängt uns in eine Opferrolle. Ich bin nicht mehr der aktive Gestalter, sondern das Opfer das auf das Ergebnis meiner Erwartung reagiert. Je größer, höher und konkreter die Erwartungen an die Zukunft sind, umso größer wird die aus der Realität resultierende Enttäuschungen sein. Diese Enttäuschung äußert sich dann in Form von Wut, Trotz und Aggressionen. Eine Erwartungshaltung bedeutet immer ich warte auf das Ergebnis meiner eigenen individuellen Vorstellungen. Damit begibt sich die Person aber in eine passive Haltung. Daraufhin wird die Person mit der Realität konfrontiert; eben Dinge die eintreten oder eben nicht eintreten.
Erwartungen in zwischenmenschlichen Beziehungen
In zwischenmenschlichen Beziehungen werden diese Verhaltensmuster meist auf den Beziehungspartner projiziert. Die ursprüngliche Wut ist aber in der Person mit der Erwartungshaltung vorhanden, der Beziehungspartner löst diese mit seinem Verhalten nur aus. Ursache dieser Verhaltensmuster sind in der Kindheit – meist die der Eltern – nicht erfüllte Erwartungen. Diese werden vom Beziehungspartner reaktiviert. Es entsteht eine Lücke zwischen Erwartungen und der Realität.
Erwartungen und Bedürfnisse
Hinter Erwartungen stehen stets Bedürfnisse. Die Frage die sich jeder stellen sollte ist immer: welche Bedürfnisse werden nicht erfüllt? Um welche Bedürfnisse geht es konkret? Den äußeren Erwartungen liegt immer ein Mangel im innen zugrunde. Dieser Mangel im Innen soll durch das Außen kompensiert werden. Eine freiwillig und gern gegebene Hilfeleistung ist etwas Wunderbares, aber mit einer Erwartung oder gar Einforderung der Hilfe nehme ich dem Helfer die Freiheit, so zu handeln, wie er es gern getan hätte. Denn nun spürt er die Verpflichtung und aus dem Helfen-wollen wird ein Helfen-müssen und der Rückzug ist vorprogrammiert.
Erwartungen machen den Menschen einsam, klein und abhängig.
In zwischenmenschlichen Beziehungen nehmen Erwartungen oft sehr viel Raum ein.
Kann ich nicht zu mir in Beziehung stehen, wird das Defizit dadurch ausgefüllt, indem der Partner benutzt wird. Ein Gefühl von Abhängigkeit entsteht. Es wird unerträglich, wenn Vorstellungen und Erwartungen nicht erfüllt werden, weil der Partner sein Eigenes Leben lebt.
Begegnung kann nur da stattfinden, wo kein Hindernis ist, keine Forderung, keine Erwartung, kein Zwang, kein Zweck vorhanden ist. Begegnung ist immer unmittelbar und gegenseitig, orientiert sich an den jeweils individuellen Fähigkeiten und nicht an Defiziten.
Zu hohe Erwartungen als problematischer Faktor in Beziehungen
Jeder hat unterschiedliche Möglichkeiten mit Erwartungen der anderen umzugehen. So kann sich eine Person durch hohe Erwartungen unter Druck gesetzt fühlen. Hohe Erwartungen können aber auch andererseits als Herausforderung angenommen werden.
Oft sind in Beziehungen „stille“ nicht ausgesprochene Erwartungen vorhanden. Eine Person geht von etwas aus, was aber nicht mit der anderen Person vereinbart oder besprochen wurde. Es ist praktisch ein „stiller, einseitiger Vertrag“ geschlossen wurden. Diese können vom Beziehungspartner nur selten – eher zufällig – erfüllt werden.
Erwartungen können also eine Beziehung sehr stark belasten. Vor allem wenn die Erwartungen unrealistisch, ungerecht oder sehr groß sind. Und vor allem wenn sich die Person an die sich die Erwartung richtet sich grundlegend ändern muss.
Fragen zum Thema Erwartungshaltung
Wieviel Raum lasse ich der Person mit meiner Erwartungshaltung?
Bin ich selbst bereit mit mir selbst in Reflektion zu gehen?
Sind meiner Erwartungen erfüllbar, realistisch?
Sind meiner Erwartungen zu groß, ungerecht?
Wie viel der Verantwortung liegt bei mir?
Habe ich meine Erwartungen auch klar formuliert?
Wie gehe ich selbst mit den Erwartungen von anderen wie Eltern, Kindern, Partner oder Freunden um?
Tipps zum Umgang mit Erwartungen
Erwartungen von Beurteilungen trennen.
Ein erwartungsfreies Leben ist kaum möglich, erwarte nicht zu viel von Dir selbst!
Sich von der Vorstellung lösen Erwartungen müssen sich erfüllen. (Loslassen!)
Eine Person mit einer Erwartungshaltung sollte sich immer zuerst fragen: „die Veränderung beginnt mit mir!“
Erwartungen von Beurteilungen trennen.
Ein erwartungsfreies Leben ist kaum möglich, erwarte nicht zu viel von Dir selbst!
Sich von der Vorstellung lösen Erwartungen müssen sich erfüllen. (Loslassen!)
Eine Person mit einer Erwartungshaltung sollte sich immer zuerst fragen: „die Veränderung beginnt mit mir!“
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